FAUltiere zurück aus Lausanne
Studierende vertraten die FAU auf einem internationalen Physikturnier in Lausanne
Ist es möglich, anhand des Plop-Geräusches, das Popcorn macht, die Sprunghöhe des Korns zu bestimmen? Wieso verändern manche Gegenstände ihre Farbe, wenn sie nass werden? Dem ein oder anderen sind diese recht alltäglichen Phänomene bestimmt bereits begegnet. Doch wer könnte ihnen mit physikalischen Berechnungen auf den Grund gehen? – Ganz klar, die FAUltiere. Und damit sind nicht die Tiere gemeint, sondern sechs Physik-Studierende der FAU.
Radiogemüse und Ahornflügel
Im April 2019 war es wieder soweit: Die Studierenden vertraten Deutschland in Lausanne beim „International Physicists‘ Tournament“ und erreichten einen sehr respektablen 9 Platz.
Vier Teammitglieder – Paul Fadler, Lucia Härer, Simon Michalke und Janna Vischer – waren bereits 2018 in Moskau dabei. Aakash Bhat und Andreas Gramann kamen danach zum Team. Dann haben sie sich auch auf den Namen FAUltiere geeinigt.
Zuvor hatten sie sich beim deutschen Wettbewerb in Frankfurt für die Teilnahme qualifiziert. Doch viel von Frankfurt haben sie nicht gesehen: „Am Anfang wollten wir nur dabei sein. Bis uns dann der Ehrgeiz gepackt hat und wir doch mal einen ganzen Nachmittag und Abend lang unsere Lösungen weiter durchgerechnet haben“, erklärt Teamkapitänin Janna Vischer.
In diesem Jahr beschäftigten sich die Teilnehmer damit, aus welcher Frucht oder aus welchem Gemüse sie das bestklingende Radio erstellen können oder wann Ahornflügel besonders schnell fliegen. Insgesamt standen 17 solcher Probleme zur Auswahl, wobei jedes Team vier Joker hat. „So richtig fertig mit den Lösungen sind wir aber nie. Teilweise arbeiteten wir bis zur letzten Minute daran und waren immer noch nicht komplett zufrieden. Ganz nach dem Motto ‚Work in Progress‘“, erzählen die FAUltiere.
Innerhalb der Wettbewerbswoche gab es mehrere Physics Fights, bei denen drei Teams gegeneinander antraten. Pro Runde gab es jeweils einen sogenannten Reporter, der eine Lösung präsentierte, einen Opponent, der die Lösung anfechten und kritisieren musste, und einen Reviewer, der beide bewertete. Eine Jury vergab dann die Punkte. „Die Vorbereitung und die Präsentation sind nur die halbe Miete. Es ist vor allem schwierig, die anderen Teams anzufechten und sich deren Kritik auszusetzen“, erklärt Paul Fadler.
Neben der Vorbereitung ist auch eine ausgeklügelte Strategie von Vorteil. Jedes Problem darf nur einmal vorgestellt werden, nach jeder Runde gibt es also immer weniger Optionen. Da kann es schon einmal sein, dass die Teams nicht das Problem behandeln können, das sie eigentlich am besten vorbereitet haben. Die FAUltiere haben deswegen beim letzten Wettbewerb einige Zeit für das Entwerfen einer Strategie aufgewendet. Und letztlich brauchen die Teilnehmer eine ordentliche Portion Glück und ein gut funktionierendes Team.
Unterstützung vom Professor
Wirklich schiefgegangen ist noch nichts, nur Lucia Härer musste sich bei zwei Wettbewerben einer besonderen Herausforderung stellen: „Im Vorjahr musste ich wirklich oft auf die Bühne, denn meine beiden Probleme wurden ausgewählt. Dann dachte ich mir: Naja, das wird dieses Mal sicher nicht nochmal passieren. Doch ich hatte mich zu früh gefreut: Wieder wurde mein Problem als erstes ausgewählt, dann musste ich das nächste auch noch anfechten und im Finale auf die Bühne. Das war ganz schön anstrengend“, erzählt sie.
In anderen Ländern wie etwa in Frankreich und in der Ukraine sind die Physikwettbewerbe bekannter. Um auch als deutsches Team teilnehmen zu können, wandten sich die FAUltiere an Prof. Dr. Schmiedeberg, Professor für theoretische Physik an der FAU, der sie seitdem dabei unterstützt. Sie bekommen beispielsweise ein Budget und einen Raum, in dem sie Experimente durchführen können. Außerdem bietet er ein Seminar an, das sich mit den Aufgaben auseinandersetzt.
Die Vorbereitung für den Wettbewerb lief zweigeteilt – theoretisch und experimentell. Dafür teilte das Team die Probleme untereinander auf. Jeder erhielt so ein bis zwei Aufgabenstellungen, die er mit Hilfe von Rechnungen und Versuchen lösen soll. Wöchentlich kam dabei das Team zusammen, um Lösungswege zu besprechen und um gemeinsam zu brainstormen. „Je mehr Köpfe über ein Problem nachdenken, desto ausgefeilter wird die Lösung“, sagt Janna Vischer.