Schülerforschungscamp nach Vorbild des ESFZ in Durban/Südafrika

erstes Physics Research Camp an der UKZN: Teilnehmende und Betreuende von UKZN und FAU 1. Reihe: Zekhethelo Mbatha, Nonhle Danisa, Nondumiso Dlamini, Asit-handile Majola, Anele Biyela, Asifunde Madiya 2. Reihe: Siphamandla Khoza, Siphamandla Khoza, Masibulele Gobo, Dr. Angela Fösel, Dr. Tanja Reinhardt, Nokukhanya Nene, Siyethaba Shozi, Anel Gumede 3. Reihe: Elisabeth Meusert, Robin Barth, Kosmas Dandl, Prof. Alan Matthews, Stuart Camp (Sally Frost/UKZN)
erstes Physics Research Camp an der UKZN: Teilnehmende und Betreuende von UKZN und FAU 1. Reihe: Zekhethelo Mbatha, Nonhle Danisa, Nondumiso Dlamini, Asit-handile Majola, Anele Biyela, Asifunde Madiya 2. Reihe: Siphamandla Khoza, Siphamandla Khoza, Masibulele Gobo, Dr. Angela Fösel, Dr. Tanja Reinhardt, Nokukhanya Nene, Siyethaba Shozi, Anel Gumede 3. Reihe: Elisabeth Meusert, Robin Barth, Kosmas Dandl, Prof. Alan Matthews, Stuart Camp (Sally Frost/UKZN)

Das Projekt „ESFZ Student Research Camps for all kids of Durban“ zielt darauf ab, das Konzept des Erlanger SchülerForschungsZentrums und insbesondere das der Forschungscamps im Erlanger SchülerForschungsZentrum an der University of KwaZulu-Natal (UKZN) in Durban/Südafrika zu etablieren und damit ein an der FAU bereits sehr erfolgreiches MINT-Projekt neu unter dem Blickwinkel von Vielfalt speziell mit Bezug auf die ethnische Her- kunft zu gestalten.

An Projektideen aus Physik und Technik tüfteln zu können und hierbei Unterstützung zu erfahren, ist ein grundsätzliches und unabhängig von dem ethnischen Hintergrund und auch unabhängig von sexueller Identität. Während es generell vergleichsweise viel Förderung z.B. im sportlichen oder musischen Bereich für Jugendliche weltweit gibt, fehlt eine solche im MINT-Bereich oder ist noch unzureichend und ausbaufähig. Exemplarisch gilt dies speziell auch für den afrikanischen Kontinent.

In einer nun inzwischen mehrere Jahre andauernden und durch ERASMUS+ geförderten Kooperation zwischen der UKZN (Ansprechpartnerin: Dr. Tanja Reinhardt, Leitung des Science Centers an der UKZN) und der FAU (Ansprechpartnerin: Dr. Angela Fösel, Didaktik der Physik und Leitung des ESFZ an der FAU) wurde das Konzept des ESFZ an die UKZN transferiert. Vom 18.6. bis 21.6.2024 wurde schließlich ein 4-tägiges Forschungscamp für 9 Jugendliche aus Durban und Umgebung an der UKZN nach Vorbild des ESFZ durchgeführt.

Zielgruppe des Projekts „ESFZ Student Research Camps for all kids in Durban“ sind zunächst Schülerinnen und Schüler in Dur- ban mit Lust und Spaß am Tüf- teln an eigenen Ideen aus Physik und Technik ohne Einschrän- kung auf ethnische Herkunft oder sexuelles Geschlecht. Ebenso zum Adressatenkreis zählen we- sentlich die Tutorinnen und Tuto- ren der Forschungscamps, enga- gierte und kompetente Studie- rende aus dem naturwissen- schaftlichen Bereich. Wichtig für ein Gelingen des Projekts ist ne- ben der fachlichen und didakti- schen Expertise, dass sie bereit sind, gemeinsam und ohne Vor- urteile insbesondere bez. einer ethnischen Vielfalt die Jugendli- chen bei der Realisierung ihrer Projektideen zu unterstützen.

Konkret waren im ersten Forschungscamp an der UKZN die sieben Mädchen und zwei Jungen „zufällig“ Farbige; abgefragt hatten wir die ethnische Herkunft der Jugendlichen bei der Auswahl für die Teilnahme an dem Forschungscamp nicht, und das soll auch wesentlicher Grundsatz der Forschungscamps an der UKZN sein und bleiben: Im praktischen Alltag werden in Südafrika noch immer häufig Menschen gemäß der vier race groups „Blacks“, „Whites“, „Coloureds“ and „Indians/Asians“ oder der fünf racial population groups „Black or Indigenous South African“, „Coloured South African“, „White South African“ und „Indian/Asian South Afri- can“ eingeteilt. Bei unserem Projekt „ESFZ Student Research Camps for all kids of Durban“ jedoch soll absolut der Spaß am Tüfteln an eigenen Ideen im Vordergrund stehen und kein Platz für Rassismus sein! Gleiches gilt auch für die Betreuung der Jugendlichen: Dr. Tanja Reinhardt und Dr. Angela Fösel betreuten die Jugendlichen zusammen mit drei erfahrenen Tutorinnen und Tutoren (Elisabeth Meusert, Kosmas Dandl, Robin Barth) des ESFZ sowie den vier Tutorinnen und Tutoren der UKZN Siphamandla Khoza (BSc Mechanical Engineering), Felicia Vilakazi (BSc Physics), Stuart Camp (BSc Physics) and Masibulele Gobo (BSc Elec Eng and MSc Physics) unterschiedlichster ethnischer Herkunft.

Die 9 Jugendlichen forschten in den vier Tagen an insgesamt 8 verschiedenen Projekten. Elisabeth Meusert beispielsweise unterstützte zusammen mit der südafrikanischen Studentin Felicia Vilakazi das Projekt Quantum Mechanics/ Entanglement: „under the microscope“ der Jungforscherin
Nondumiso Dlamini. Sowohl Elisabeth Meusert als auch Felicia Vilakazi sind sehr erfahren im Bereich der Quantenphysik, und so ergänzten sie sich hervorragend.

Nondumiso Diamini und Elisabeth Meusert bei der Diskussion über quantenoptische Experimente (Dr. Angela Fösel/FAU)
Nondumiso Diamini und Elisabeth Meusert bei der Diskussion über quantenoptische Experimente (Dr. Angela Fösel/FAU)
und Felicia Vilakazi und Masibulele Gobo mit der Jungforscherin Anele Biyela bei ihrem Projekt „An advanced storage system with power generator“ (v. l. n. r.) (Dr. Angela Fösel/FAU)
und Felicia Vilakazi und Masibulele Gobo mit der Jungforscherin Anele Biyela bei ihrem Projekt „An advanced storage system with power generator“ (v. l. n. r.) (Dr. Angela Fösel/FAU)

Langfristig sollen das Science Center und die „School of Chemistry and Physics“ der UKZN einmal jährlich Forschungscamps an der Universität von Dur- ban für 10-15 Jugendliche gemeinsam planen und durchführen sowie finanzieren. Selbstver- ständlich bleibt die Kooperation mit dem ESFZ bestehen, sehr gerne wird weiterhin Expertise vermittelt.
Einige Teilnehmende konnten zur Anmeldung ihres Projekts am Wettbewerb „Eskom Expo“ (vergleichbar zum Wettbewerb „Jugend forscht“) motiviert werden. Alle beschrieben ihre Teil- nahme als durchweg positive und neue Denkweisen und Wege eröffnende Erfahrung. Auf die Frage, welches der größte Benefit ihrer Teilnahme am Student Research Camp für sie sei, antwortete der Schüler Asifunde Madiya: „Being here has helped me to bring my project to life.“ Er verzeichnete auch einen persönlichen Mehrwert aus seiner Teilnahme: „I’ve learned, I’ve grown as a person, and I’ve improved my social skills.” Zusammenfassend formulierte auch die Schülerin Zekhethelo Mbatha: „We are given the ability to think outside the box, to be innovative and to come up with something new”, was das Ziel der Lehre im ESFZ an der FAU und der UKZN prägnant umschreibt. Für zukünftige Camps wünschen sie sich eine größere Teilnehmerzahl, einen täglichen Transfer zum Westville Campus der UKZN sowie die

Bereitstellung weiterer Experimentiermaterialien. Interesse an zukünftigen Forschungscamps besteht von Schülerseite aus ohne Zweifel: „Wir hatten über 100 Anmeldungen. Es ist das Interesse da“, bestätigt Dr. Tanja Reinhardt.

Auch die Tutorinnen bzw. Tutoren und die Dozenten der UKZN beschreiben das Student Re- search Camp als gelungene und anregende Veranstaltung: „I really enjoyed mentoring, being a supervisor on various projects. It’s an inspiration for me to be on the other side”, sagte Siphamandla Khoza. Das Anwerben weiterer Tutoren sei laut ihm, gegeben finanzielle Unter- stützung, keine Schwierigkeit. Laut Thomas Konrad, Professor an der School of Chemistry and Physics, sei die Teilnahme für die Schüler eine ganz besondere Chance, ihre eigenen Projekte zu verwirklichen und ihre Kreativität umzusetzen. „Das wird ihnen unheimlich helfen, Selbstbewusstsein zu entwickeln und die Motivation, Physik zu studieren, weil Motivation dann kommt, wenn man merkt, dass man etwas bewegen kann.“ Auch Prof. Alan Matthews, Head of Discipline Physics in der School of Chemistry and Physics der UKZN am Campus Westville, äußerte auf die Frage nach dem größten Benefit der Teilnahme für die Schülerinnen und Schü- ler vor dem Hintergrund des südafrikanischen Bildungssystems: „The concept of leading them through their own project, rather than just telling them what to do, is a very valuable didactic experience”.

 

Robin Barth, Kosmas Dandl, Dr. Angela Fösel, Elisabeth Meusert